Silvesterbilanz der Polizei - Randale in Friedrichshain

Donnerstag, 1. Januar 2015
Pressemeldung der Berliner Polizei

Abgesehen von einigen schweren Delikten zieht die Polizei Berlin insgesamt eine positive Bilanz zum Jahreswechsel. Zwischen 18 und 6 Uhr gingen bei der Einsatzleitzentrale 3.285 (Vorjahr: 4.109) Notrufe ein, was einen Rückgang von 20 Prozent bedeutet. Noch deutlicher zurückgegangen ist die Zahl der Funkwageneinsätze in dieser Nacht im Vergleich zum Vorjahr. Die Polizei musste insgesamt knapp 40 Prozent weniger Einsätze (1.243, Vorjahr: 2.024) bewältigen. Darunter befanden sich 52 Fahrten zu Schlägereien, 20 zu Streitigkeiten, zwölf zu verletzten Personen und 74 zu Sachbeschädigungen sowie 119 Einsätze wegen unsachgemäßen Umgangs mit Pyrotechnik.

Die zentrale Silvesterparty auf der Straße des 17. Juni zwischen Platz des 18. März und Großer Stern verlief weitgehend störungsfrei. Aufgrund des großen Besucherandrangs schloss der Veranstalter gegen 18.10 Uhr die erste Kontrollstelle nördlich vom Platz des 18. März. Ab 21.35 Uhr mussten sukzessive weitere Kontrollstellen geschlossen werden. In der Folge versuchten Gäste an verschiedenen Stellen die Umzäunung zu überwinden, um in den Veranstaltungsbereich zu gelangen. Dies wurde durch Mitarbeiter des Veranstalters in Zusammenarbeit mit der Polizei Berlin verhindert. Wegen der vielen Veranstaltungsbesucher, die über die Fahrbahn am Großen Stern liefen, musste der Bereich ab 22.15 Uhr für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden. Nach Beendigung des Silvesterfeuerwerks verließen viele Besucher den Veranstaltungsraum. Zum Ende des Bühnenprogramms gegen 3 Uhr verließen die restlichen Besucher die Festmeile.

Ebenfalls störungsfrei verlief gestern Nachmittag ein Aufzug in Pankow. Unter dem Motto „Freiheit für alle Gefangenen“ begann gegen 15.15 Uhr die Demonstration mit einer Kundgebung an der Bösebrücke in Prenzlauer Berg. Etwa 30 Minuten später liefen rund 150 Teilnehmer zur Justizvollzugsanstalt für Frauen in der Arkonastraße in Pankow. Nach Beendigung einer Zwischenkundgebung vor dem Gebäude der Justizvollzugsanstalt gingen die Demonstranten zum Garbátyplatz, wo die Versammlung vom Veranstalter beendet wurde.

Ein weiterer Aufzug zum gleichen Motto begann gegen 23.10 Uhr mit etwa 160 Teilnehmern am U-Bahnhof Turmstraße in Moabit. Die Demonstranten liefen zur Untersuchungshaftanstalt in der Straße Alt-Moabit. Die Zahl der Teilnehmer wuchs auf 300 Personen an. Im Verlauf warf ein Teilnehmer eine Flasche auf einen Polizeibeamten, der im Gesicht getroffen wurde. Er musste mit Gesichtsverletzungen den Dienst beenden. Der Flaschenwerfer wurde vorläufig festgenommen und nach Personalienfeststellung entlassen. Gegen 1 Uhr wurde die Demonstration am U-Bahnhof Turmstraße vom Veranstalter beendet.

Ab dem frühen Abend kam es in Schöneberg an der Kreuzung Pallas-/Goeben-/Potsdamer Straße und in angrenzenden Straßen wiederholt zu schweren Landfriedensbrüchen durch mehrere Gruppen, die zum Teil bis zu 100 Personen stark waren. Eingesetzte Polizeibeamte wurden vehement mit Feuerwerkskörpern angegriffen, so dass sich die Kräfte zeitweise aufgrund der Eigensicherung zurückziehen mussten. Nachdem eine Vielzahl von nicht zugelassenen Knallköpern gezündet worden waren und ein Unbekannter eine Flasche auf einen Einsatzwagen geworfen hatte, nahmen Beamte einer Einsatzhundertschaft einen Angreifer vorläufig fest.

Auch in Friedrichshain schafften es rund 20 bis 30 Personen nicht, friedlich in das neue Jahr zu feiern. Die Vermummten brachten zunächst um Mitternacht Hindernisse auf die Fahrbahn der Liebigstraße, zogen dann in Richtung Proskauer Straße und zündeten einen geparkten „BMW“ an. Das Auto brannte fast vollständig aus und zwei daneben geparkte Autos wurden durch die Flammen in Mitleidenschaft gezogen. Anschließend lief die aggressive Personengruppe weiter zu einer umfriedeten Baustelle in der Liebigstraße, bewarf einen Wachmann mit Steinen, kippte den Bauzaun um und schleuderte Brandsätze in das Auto des Wachmanns und in einen Baucontainer. Der Baucontainer brannte vollständig aus und der Wagen wurde stark beschädigt. Die Vermummten zogen weiter, brachten immer wieder Hindernisse auf die Fahrbahn und warfen die Scheiben mehrerer Autos und Fensterscheiben eines Wohnhauses mit Kleinpflastersteinen ein. Auch ein Polizeifahrzeug wurde wenig später in der Niederbarnimstraße von der Gruppe mit Kleinpflastersteinen angegriffen, so dass sowohl die Front- als auch die Seitenscheiben des Objektschutzfahrzeuges zerstört wurden. Die beiden Polizeimitarbeiter, die in dem Auto saßen, erlitten diverse Prellungen und einen Schock und beendeten ihren Dienst für diese Nacht. Den Kriminellen gelang es noch vor Eintreffen der alarmierten Polizei zu flüchten. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin hat die Ermittlungen übernommen.

In Neukölln attackierten Unbekannte ein Fahrzeug der Feuerwehr. Gegen 0.30 Uhr beschossen die rund 20 Personen am Kottbusser Damm Ecke Sanderstraße ein Drehleiterfahrzeug der Helfer mit Silvesterfeuerwerk. Nachdem die Beamten daraufhin anhielten und die Gruppe auf ihr unvernünftiges Verhalten hinwiesen, verstärkte diese ihre Attacken sogar noch. Ein Mann aus der Gruppe griff sich ein abgestelltes Fahrrad und warf es ebenfalls gegen das Feuerwehrfahrzeug. Außerdem schoben Personen aus der Gruppe eine Feuerwerksbatterie unter das Fahrzeug, wodurch der Unterboden beschädigt wurde. Erst als alarmierte Polizisten eintrafen, entfernten sich die aggressiven Personen. Das Drehleiterfahrzeug musste in eine Werkstatt gebracht werden.

Zur gleichen Zeit zündete ein 35-Jähriger in der Köpenicker Bahnhofstraße mehrere Kugelbomben, die nur bei professionellen Großfeuerwerken verwendet werden dürfen. Ein weggeschleudertes Stück eines explodierenden Sprengkörpers traf einen 38-jährigen Fußgänger im Gesicht. Rettungssanitäter brachten den Verletzten mit einer Kopfplatzwunde und einer Augenverletzung zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Alarmierte Polizisten konnten den Tatverdächtigen feststellen.

Einen gleichartigen Knallkörper zündeten Unbekannte gegen 0.50 Uhr in der Nürnberger Straße in Charlottenburg. Durch die Detonation wurden mehrere Fensterscheiben von drei Wohngebäuden zerstört sowie ein geparktes Auto beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Unbekannte bewarfen einen 27-Jährigen gegen 0.45 Uhr im Tempelhofer Damm im gleichnamigen Bezirk aus einer Gruppe heraus mit Feuerwerkskörpern. Der Passant wollte ausweichen, wurde dabei trotzdem im Gesicht getroffen. Er erlitt dadurch eine schwere Augenverletzung und wird voraussichtlich erblinden.

Alle festgenommenen Tatverdächtigen wurden nach den polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen.

Insgesamt waren in der Silvesternacht zusätzlich etwa 1.350 Beamte eingesetzt. Nach einer ersten Bilanz wurden 14 Polizisten verletzt, von denen acht ihren Dienst beenden mussten.


Karte - Map