Flüchtlingsunterkünfte in der Ratiborstraße: Bezirksamt beauftragt Machbarkeitsstudie
Pressemitteilung von: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Der Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und Facility Management, Florian Schmidt, informiert:
“Die Neufassung des Standortes Ratiborstraße 14 ist eine stadtplanerische Herausforderung. Wenn dort zeitnah in wesentlichem Umfang Wohnraum für Geflüchtete entstehen soll – bei Erhalt aller Nutzungen und Erweiterung von Gewerbeflächen – dann geht das nur mit den aktuellen Nutzer*innen gemeinsam!”, erklärt Stadtrat Schmidt.
Im Zuge eines intensiven Arbeitsprozesses entwickelten die Nutzer*innen der Grundstücke im Bereich Ratiborstraße 14 – Gewerbehöfe, Biergarten, Kita und Wagenplatz – mit Unterstützung der Planerinnenkooperative coop.disco in den letzten Wochen ihr Konzept RATIBOR14+.
Das + steht dabei für zentrale Eckpunkte bei der zukünftigen Entwicklung des Areals: keine Verdrängung bestehender Betriebe bei gleichzeitig bedarfsorientierter Verdichtung, Möglichkeit zum Selbstbau, Schaffung von Flächen für die Neuansiedlung für den Gemeinbedarf. Darunter verstehen die Aktivist*innen Sicherung und Ausbau von Handwerk und Gewerbe für die standortnahe Versorgung, den Erhalt des kreuzbergtypischen Wagenplatzes, mehr Platz für die Kinderbetreuung, zusätzliche Schaffung von bezahlbarem Wohnraum nicht nur für Geflüchtete, aber auch den umfassenden Erhalt der Grün- und Freiflächen für die Naherholung der Anwohner*innen sowie den dauerhaften Schutz des Geländes vor spekulativen Marktentwicklungen. Die Grundidee des Nutzungskonzepts wurde von Vertreter*innen der Gruppe im Bauamt vorgestellt und wird im August bei einem Nachbarschaftstreffen der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Pachtverträge laufen 2020 aus und die Unternehmer*innen brauchen Investitionssicherheit. Das Land Berlin und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg benötigt Standorte für die Errichtung von Wohnräumen für Geflüchtete. Daher will Baustadtrat Florian Schmidt auf der Grundlage des Nutzerkonzeptes RATIBOR14+ die zügige und sozialverträgliche Entwicklung einer der letzten Kreuzberger Gewerbeflächen als integratives Modellprojekt forcieren. Zur konkreten architektonisch-städteplanerischen und zur fachlichen Klärung hat er dazu nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die, über die bereits von TOPOS ermittelten städtebaulichen Grundlage hinausgehend, bis Ende November tragfähige Umsetzungsvorschläge erarbeiten und einen Interessensabgleich mit den Nutzerinnen herbeiführen soll.
Die beauftragte ARGE R14 versteht die kooperative Machbarkeitsstudie als experimentelles Modellvorhaben zur Evaluation integrierender und integrativer Vorhaben für die langfristige Sicherung und die zukunftsfähige Entwicklung des innerstädtischen Gewerbestandortes Ratiborstraße 14. Partner sind QuartierHandwerk und die bereits mit dem Gelände und den Nutzer*innen seit über einem Jahr befasste Planerinnenkooperative coop.disco.
Es handelt sich um einen Prüf- und Moderationsauftrag – mit dem Ziel der Evaluation eines Betreiberkonzeptes und optionaler Trägerschaften unter Einbezug der derzeitigen und zukünftigen Nutzer*innen sowie möglichst aller relevanter Stakeholder aus Politik, Verwaltung, Nachbarschaft, Geldgebern, mit der Maßgabe, die Qualität des Ortes sowie die vorhandenen vielfältigen Nutzungen zu erhalten und zu optimieren und um weitere Nutzungen, insbesondere aus dem Bereich des Gemeinbedarfs zu erweitern.
Geplant ist eine kooperative Arbeitsweise, bei der die derzeitigen und auch zukünftigen Nutzer*innen befähigt werden, ihre Interessen sachgerecht in den erforderlichen Prozess einzubringen. Dabei sollen in Kooperation mit dem Bezirk Methoden erprobt werden, die zivilgesellschaftliche Akteur*innen befähigen, ihre Interessen und Visionen bereits frühzeitig in Entwicklungsprozesse mit einfließen zu lassen sowie Transparenz und Verbindlichkeit mit den Entscheidungsträgern herzustellen. Die Ratiborstraße wird hierbei als bezirkliche Potentialfläche gesehen, um ein gemeinbedarfsorientiertes Gewerbemodellprojekt für Friedrichshain-Kreuzberg voranzubringen. Dazu wird während der Projektlaufzeit vor Ort eine Bauhütte installiert, welche regelmäßig Treffpunkt für alle Akteure und Kristallisationspunkt der Entwicklung sein wird.
Alternative Szenarien sollen als Grundlage für die Entscheidungen von Politik und Verwaltung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und des Landes Berlin sowie für die derzeitige Eigentümerin des Geländes, die Bundesanstalt für Immobilien Aufgaben (BImA), dienen.
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