Kreuzberg: Quartiersmanagement im Wrangelkiez nach 16 Jahren beendet
Pressemitteilung von: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
Anlässlich der Verabschiedung des Quartiersmanagementteams und der feierlichen Staffelübergabe an die Bürgermeisterin des Bezirks Friedrichshain- Kreuzberg, Monika Herrmann, unterstrich der Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Prof. Dr.- Ing Engelbert Lütke Daldrup: "Der Wrangelkiez ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass das Programm Soziale Stadt in Berlin erfolgreich ist und in benachteiligten Stadtteilen Wirkung entfaltet. Durch die Beteiligungskultur in diesem Gebiet ist es gelungen, die unterschiedlichen Interessen der dort lebenden Menschen und der an der Entwicklung des Stadtteils Interessierten zusammenzubringen. Dafür gilt allen Beteiligten heute unser Dank. Nun ist es wichtig, die durch das Quartiersmanagement entwickelten Beteiligungsstrukturen und die Verbesserungen der Gebietsentwicklung nachhaltig an diesem Ort zu sichern."
War der Wrangelkiez 1999 noch von Ladenleerstand und Kaufkraftverlust betroffen, hat er sich in den letzten 16 Jahre schrittweise zu einem bekannten Szeneviertel entwickelt.
Begonnen hat das Verfahren mit der Umsetzung von baulich-investiven Veränderungen der Spiel- und Bolzplätze. Im Interesse der Bewohnerschaft lag vor allem der öffentliche Raum. An seiner Gestaltung beteiligten sie sich mit Bepflanzungen, Pflege von Baumscheiben und mit der Anlage von Gemeinschaftsgärten. Vielfältige Beteiligungsansätze wurden praktiziert und neu entwickelt. Durch "Imece" (türkisch: mit vereinten Kräften, Gemeinschaftsarbeit) konnten beteiligungsferne Bevölkerungsgruppen an der Gebietsentwicklung einbezogen werden.
Eine herausragende Rolle spielte der Quartiersrat als wesentliches Mitentscheidungsgremium über die Fördermittel und die Gebietsstrategie. Diese Ansätze werden über den Stadtteilverein "WrangelkiezRat" fortgesetzt. Damit sich Bewohnerinnen und Bewohner zukünftig weiter beteiligen können, gibt es eine Anlaufstelle im Familien- und Nachbarschaftszentrum. 1,4 Millionen Euro wurden in den Anbau und in die Sanierung des Familien- und Nachbarschaftszentrum Wrangelkiez aus dem Programm Soziale Stadt investiert. Für das weitere bürgerschaftliche Engagement steht ein Serviceraum zur Verfügung, indem auch der Stadtteilverein „WrangelkiezRat“ tätig sein kann. Die für den Wrangelkiez koordinierende Person wird als Netzwerkstelle künftig dazu beitragen, das nachbarschaftliche Zusammenleben im Stadtteil zu befördern. Das Bezirksamt sichert damit die Weiterführung der Idee des nachbarschaftlichen Miteinanders.
Bewohnerinnen und Bewohner engagieren sich auch im Bereich Social Media für ihren Stadtteil, unter anderem mit dem Facebook-Auftritt "Ich Wrangelkiez". Dadurch bieten sich Möglichkeiten, das Engagement der Bewohnergruppen im Wrangelkiez in die Smart-City-Strategie Berlins einzubinden, die der Aufbau der Online-Beteiligungsplattform mein.berlin.de vorsieht.
Über die Handlungsfelder Bildung und Integration des Programms Soziale Stadt wurden u.a. die Bildungseinrichtungen gestärkt und durch das Netzwerk der Bildungsinitiative "Wrangelkiez macht Schule" ab 2005 auf den Stadtteil ausgedehnt. Neben der Sprachförderung, der Beteiligung von Eltern und der Unterstützung des Übergangs der Kinder von der Kita in die Grundschule, war auch die Auseinandersetzung mit einer vorurteilsbewussten Erziehung ein Thema des Netzwerkes, das zehn Jahre besteht. Es gelang die Koordinierung dafür unabhängig vom Programm Soziale Stadt zu sichern. Da die Bildungsinitiative ein wichtiger Ankerpunkt der zwei im Stadtteil vorhandenen Schulen ist, wurden für die nächsten Jahre unter anderem Mittel aus dem Bonusprogramm der Schulen und der Bezirksverwaltung für die Koordinierung und für Kooperationsprojekte in Aussicht gestellt. Die Partner der Bildungsinitiative wollen zukünftig die Zusammenarbeit mit der Refik-Veseli-Sekundarschule weiter vertiefen. Diese Schule hat es geschafft, innerhalb von zwei Jahren den "Turnaround" einzuleiten: Die Anmeldungen für das neue Schuljahr sind um das Dreifache gestiegen. Mit Unterstützung der Eltern der umliegenden Grundschulen und der Senatsbildungsverwaltung können die Schülerinnen und Schüler hier nun sogar ihre Schullaufbahn mit dem Abitur abschließen.
Das junge Menschen eine Perspektiven finden, wird u.a. durch ein Projekt "Berufsorientierung im Kiez" gefördert, die den Jugendlichen den Übergang von der Schule in den Beruf Kiez ermöglichen. Die Erfahrungen konnten über den Wrangelkiez hinaus auf den Kreuzberger Aktionsraum Nord-Ost bis 2016 ausgeweitet werden. Innovativ an dem Projekt ist die aufsuchende Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen, die für sich keine Perspektive sehen. Die Kooperationen mit dem Jobcenter und den Schulen sowie eine kontinuierliche Begleitung nach der Entscheidung der Jugendlichen für einen beruflichen Werdegang sollen Perspektiven für den Arbeitsmarkt eröffnen. Der Projektansatz ähnelt dem der zukünftigen Jugendberufsagenturen, einem Zusammenschluss von Jobcenter, Arbeitsagenturen, Jugendamt und Schulen, die ab Oktober 2015 mit zentralen Anlaufstellen in vier Pilotbezirken starten, darunter auch Friedrichshain-Kreuzberg.
Vor dem Hintergrund der Verstetigung des Quartiersmanagements haben im Kiez ansässigen Kreativunternehmen im Rahmen von "Creative care Wrangelkiez" Ressourcen für den Stadtteil gewonnen. Über das Format von After-Work-Meetings werden Kontakte geknüpft und Unterstützungsmöglichkeiten für soziale Einrichtungen im Stadtteil angebahnt. Der Kiez erhielt in letzten Jahren Sachmittelspenden und Wissenstransfer gesponsert.
Für die Umsetzung von Maßnahmen wurden von 1999 bis 2015 über 9 Millionen € bereitgestellt, die durch das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt und aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert wurden.
Eine Broschüre "Quartiersmanagement Wrangelkiez – den Stadtteil gemeinsam gestalten"ist im Quartiersmanagementbüro in der Schlesischen Straße 12, 10997 Berlin oder im Infocenter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin zu beziehen.
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