Ergebnisse der Anwohnerbefragung zur Ehrung von Rio Reiser
Pressemitteilung von: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat beschlossen den Sänger Rio Reiser angemessen zu ehren und darüber hinaus an sein gemeinsames Wirken mit der Band Ton Steine Scherben in Kreuzberg zu erinnern. Diese Erinnerung soll im Stadtraum sichtbar und damit erlebbar gemacht werden. Dazu gibt es verschiedene Vorschläge, die mit Weggefährt*innen, Zeitzeug*innen, aber auch Anwohner*innen in SO 36 gemeinsam debattiert werden sollen.
Daher wurde vom Bezirksamt eine repräsentative Befragung beauftragt und die unmittelbare Nachbarschaft gefragt, welche Ehrung für den Sänger Rio Reiser gewünscht ist. Dazu haben 5.000 Haushalte in SO 36 einen Fragebogen erhalten.
Es sind 950 Antworten eingetroffen mit folgendem Meinungsbild:
- 25 Prozent befürworten die Umbenennung eines Teils des Mariannenplatzes
- 33 Prozent befürworten die Umbenennung des Heinrichplatzes in Rio-Reiser-Platz
- 30 Prozent wünschen eine andere Ehrung, z.B. Denkmal oder Gedenkinstallation
- 12 Prozent wollen keine Ehrung im öffentlichen Raum
Dazu sagt Kulturstadträtin Clara Herrmann: „Herzlichen Dank an alle Bürger*innen, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Die Ehrung von Rio Reiser ist beschlossen, nun soll in einem partizipativen Prozess mit Weggefährt*innen, Zeitzeug*innen, aber auch Anwohner*innen gemeinsam debattiert werden, welche Form der Ehrung angemessen ist.“
Hintergrund
Der Sänger Rio Reiser und seine Band „Ton Steine Scherben“ haben deutsche Rockgeschichte geschrieben. Mit Ihren Alben und Liedern wie „Keine Macht für niemand“ mit dem „Rauch-Haus-Song“ oder „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ sind sie weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus bekannt geworden.
Der „Rauch Haus Song“ ist nach Besetzung des Bethanien im Dezember 1971 entstanden und wurde zur Hymne der Hausbesetzerbewegung. Die Lieder der Band haben eine ganze Generation politischer junger Menschen begleitet, die vom Häuserkampf über die Entwicklung der sanften Sanierung bis hin zum Guerilla Gardening entscheidend mit dazu beitrugen, dem Stadtteil Kreuzberg sein heutiges buntes Gesicht zu verleihen.
Rio Reiser war auch als Schauspieler und Produzent tätig, politisch aktiv und er schrieb Musik und Texte für zahlreiche Theaterstücke, u.a. für das schwule Theater Brühwarm. Er stand offen zu seiner Homosexualität – zu einer Zeit als der §175 STGB(„Schwulenparagraph“) noch Teil der bundesdeutschen Gesetzgebung war und das öffentliche Bekenntnis zur Homosexualität gesellschaftlich weitgehend geächtet wurde.